Jagdschloss Glienicke

Glienicke war in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein kleines und armes Dorf nordöstlich von Potsdam. Die Familie von Schlabendorff verkaufte es an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm, der dort im Jahr 1678 ein Jagdschloss errichten ließ.

Jagdschloss und Garten von Klein-Glienicke, Foto: Holger Vonderlind (Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte)

 

Nach seinem Regierungsantritt 1713 wandelte Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. dieses Schloss  in ein Lazarett zur Behandlung von Soldaten mit venerischen Krankheiten um. Doch änderte sich der Nutzen des Schlosses im Februar 1758. Der neue preußische König Friedrich II. ließ dem Generaldirektorium als oberster Zentralbehörde nämlich mitteilen, dass er dem Potsdamer Schutzjuden Isaac Levin Joel soeben das Jagdschloss Glienicke samt Gärten und Wiesen geschenkt habe. Der jüdische Unternehmer sollte darin den für die Errichtung seiner Tapetenfabrik benötigten Platz finden.

Es gibt viele verschiedene brandenburgisch-preußische Darstellungen, die die Wachstapeten oder auch Wachstücher beschreiben. In jeder taucht aber die Manufaktur von Isaac Levin Joel auf. Sie war also eine ganz besondere Fabrik. Im April 1760 ließ Kriegsrat Linger mitteilen, dass er die Fabrik untersucht hatte und sich in dieser sowohl angefangene als auch fertig bedruckte und bemalte Tapeten befanden. Bemalt wurden diese von mehreren Malern aus Leipzig und Glienicke, unter anderem Michael Henschel, Johann August Pesch und Friedrich Wilhelm Pistorius. Im Weiteren nannte Linger den einheimischen Leineweber Dielitz, was die Behörden im positiven Sinne beeinflusste. Joel konnte daraufhin auch Leinwände aus Sachsen einfahren lassen, erhielt aber nicht nur in diesem Punkt eine Begünstigung. Ihm gewährte man außerdem Akzisefreiheit (Befreiung von Steuern / Zoll) und eine Befreiung von den Transportkosten. Diese Entlastungen waren damals nicht üblich für Juden, sondern nur für christliche und hugenottische Manufaktur-Unternehmer. Isaac Levin Joel produzierte inzwischen so zuverlässig in hoher Qualität für die Bedürfnisse des Herrscherhauses und der brandenburgischen Elite, dass der König ihn mit diesem Entgegenkommen förderte und verpflichtete.

Die handgemalten Tapeten waren sehr kostbar, da sie zum einen lebendiger als die gedruckten wirkten und man sie zum anderen mit sehr viel Arbeits- und Zeitaufwand anfertigte. Joel spezialisierte sich vor allem auf eine besondere Art der Tapete, die „Pequins“. Diese edlen Tapeten waren ursprünglich aus Seide, welche man dann mit Farben nach chinesischem Geschmack bemalte.

Isaac Levin Joel starb als angesehener Mann 74-jährig am 19. Juni 1785 in Potsdam und wurde auf dem Jüdischen Friedhof am Pfingstberg beerdigt. Seine Söhne firmierten nun unter dem Namen Isaac Joel Erben. Der von ihnen gesetzte, einzigartige Grabstein ist erhalten geblieben und besteht aus einer Marmortafel mit breitem Sandstein-Rahmen. Die dicht gepackte Inschrift in Hebräisch ehrt ihn und sein Engagement für die Potsdamer Juden.

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