Ebräerstrasse

Das erste Haus in der Potsdamer Ebräerstraße, das sich in jüdischem Besitz befand, war die Nummer 4. Belegt ist dies bereits für das Jahr 1748. Hier errichtete sich die kleine jüdische Gemeinde Potsdams dann ein rituelles Bad und stellte neben einer Badefrau einen Gemeinde-Lohndiener sowie einen Totengräber an. Zu diesem Zeitpunkt hieß die Straße aber noch „Plantagen-Quergasse“ und verband den heutigen Platz der Einheit mit der (Kleinen) Jägerstraße, der heutigen Wilhelm-Staab-Straße. Da dieses Gebäude für die Gottesdienste bald zu klein wurde, verkaufte die Jüdische Gemeinde das Haus an einen Christen. Mit diesem Geld erwarb sie ein nahe gelegenes Haus in der (Kleinen) Jägerstraße 18, das sie jedoch ebenfalls nicht lange als Synagoge nutzen konnten. Denn die Zahl der Juden in Potsdam nahm stetig zu.

Sie kauften darum 1767 ein Grundstück an der Nauenschen Plantage, die Ostseite des heutigen Platzes der Einheit, um sich hier ein größeres Gotteshaus einzurichten. Nun konnten alle 170 Potsdamer Juden der Stadt nach orthodoxem Ritus beten, lernen und ihre Feste feiern.

1783 mussten auf der gegenüber liegenden Westseite des Platzes, zwischen Kanal und Plantagen-Quergasse, sieben Wohnhäuser eingerissen und wieder aufgebaut werden. Der Grund dafür lag in Baumängeln, nachdem auf Erlass des Königs jeweils ein drittes Stockwerk hinzugefügt worden war. In Erinnerung daran, dass die Juden in der Plantagen-Quergasse ein Haus besessen und hier gebetet hatten, setzte sich schon drei Jahre später im Volksmund die Bezeichnung Ebräerstraße (abgeleitet von Hebräer, dt. die Israeliten) durch.

Für knapp 150 Jahre galt diese Straßenbezeichnung im Potsdamer Stadtplan. Im Zuge der Vertreibung der Juden aus der gesamten Gesellschaft war ein solcher Name, noch dazu im Stadtzentrum, für die Nationalsozialisten unerträglich. Am 11. Juli 1934 montierte man die Straßenschilder der Ebräerstraße ab und ersetzte sie durch den Namen Kupferschmiedgasse. Diese Bezeichnung geht auf eine Familie Jury zurück, die im 18. Jahrhundert hier ihr Handwerk ausübte. Die Rückbenennung in Ebräerstraße erfolgte allerdings erst 60 Jahre später, nämlich 1993.

Literatur und Quellen:

Klaus Arlt: Die Straßennamen der Stadt Potsdam. Geschichte und Bedeutung, in: Mitteilungen der Studiengemeinschaft Sanssouci. Verein für Kultur und Geschichte Potsdams e.V., 4. Jahrgang (1999), Heft 2.

Thomas Sander: „Heilig dem Ewigen“ – Die Potsdamer Synagoge von Julius Otto Kerwien, in: Schriftenreihe zur Stadt- und Kunstgeschichte Potsdams 2, hrsg. v. Förderverein Potsdam-Museum e.V., Potsdam 2012.

Auskunft Dr. Wolfgang Weißleder, vom 3. April 2019.

Beitragsbild und Autor: Anton Kaspar Freitag