Viktoria-Gymnasium

Das Hermann-von-Helmholz-Gymnasium zählt heute in Potsdam zu den renommiertesten Gymnasien. Doch viele wissen nicht, dass in diesem Gebäude früher das Königliche Viktoria-Gymnasium untergebracht war, in dem viele jüdische Schüler lernten.

Bereits 1738 gehörte Potsdam mit 10.000 Einwohnern zu den größeren Städten Preußens. Viele Kinder konnten aufgrund von Schulplatzmangel nicht zur Schule gehen, einem Problem, das vor allem bei weiterführenden Schulen auftrat. Aus diesem Grund ließ der damalige König Friedrich Wilhelm I. eine neue Schule in der Nauener Straße 45 (heute Friedrich-Ebert-Straße 17) bauen, die 1739 eingeweihte „Grande École“ (dt. „Große Stadtschule“). Das Gebäude war relativ klein, es umfasste vier Klassenzimmer, einen Hörsaal und vier Lehrerwohnungen. Nach einhundertjährigem Schulbetrieb wurde es marode, weshalb in der Kurfürstenstraße 53 ein neues, größeres Gebäude entstehen sollte. Es wurde nach der Kronprinzessin Viktoria-Gymnasium genannt und am 21. Oktober 1878 feierlich eingeweiht.

Die Schule leitete Dr. Volz nach neuhumanistischem Bild, bei dem er viel Wert auf die Harmonie zwischen den Schülern und die Weiterentwicklung des Geistes legte. Doch es gab auch in Potsdam viel Kritik an diesem Konzept. In einer Schulreform im Jahr 1892 verabschiedete sich das Viktoria-Gymnasium vom Neuhumanismus, in dessen Folge auch ein neuer Schulleiter die Führung übernahm. Die Schule bot viele verschiedene Möglichkeiten für die Schüler, neben Turnwettbewerben spielten auch Naturwissenschaften und Musik eine große Rolle. Da hier außerdem seit 1817 Hebräisch unterrichtet wurde, lernten an diesem Gymnasium auch jüdische Schüler, darunter der Mathematiker Carl Gustav Jacobi (1804-1851) und der Physiker Moritz Hermann Jacobi (1801-1874). In dieser Zeit brachte das Viktoria-Gymnasium viele später bekannte Persönlichkeiten hervor, z.B. den Geographie-Professor Wilhelm Volz (1870-1958) oder den Physiker Hermann von Helmholtz (1821-1894), nach dem später die Schule benannt wurde.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten strich die Schulleitung noch 1933 den Hebräisch-Unterricht aus dem Lehrprogramm. Die Namen der jüdischen Schüler und Lehrer des Viktoria-Gymnasiums, die vom erlassenen Verbot des Besuchs öffentlicher Schulen betroffen waren, sind noch nicht erforscht worden.

Nach dem Krieg wurde der Schulbetrieb als Erweiterte Oberschule (EOS) wieder aufgenommen und die Schule erhielt den Namen Helmholtz-Schule. Nach der Wende 1991 wurde aus der EOS wieder ein Gymnasium. Heute ist das Hermann-von-Helmholtz-Gymnasium in Potsdam eine Schule mit einem bilingualen, musischen und naturwissenschaftlichen Zweig.

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