Brandenburger Straße

Die Brandenburger Straße in Potsdam ist circa 750 m lang und erstreckt sich zwischen dem Triumphbogen des Brandenburger Tores und der katholischen Kirche Sankt Peter und Paul am Bassinplatz. Zwischen den Jahren 1950 und 1990 trug die Straße den Namen Clement-Gottwald-Straße. Nach ihrer Restaurierung stehen heute sämtliche Häuser unter Denkmalschutz und sind wieder in ihrer historischen Erscheinungsweise erkennbar.

Geplant und gebaut wurde die heutige Haupteinkaufsstraße Potsdams, mit vielen Läden, Boutiquen und verschiedensten kulinarischen Angeboten (zum Beispiel Intersport, Karstadt, Starbucks, Tommy Hilfiger aber auch Döner- oder Pizza-Imbisse) zwischen 1734 und 1738. Zu dieser Zeit regierte der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., der mit der zweiten barocken Stadterweiterung in der Residenzstadt neue Wohnviertel für das von ihm benötigten Militär bauen ließ. Die Fachwerkhäuser der mittendrin liegenden Brandenburger Straße erhielten massivere Straßenfassaden und alle als unansehnlich empfundene Häuser wurden abgerissen oder erweitert.

Kurze Zeit nach Anlage der Straße wurden Soldaten in den meist gleich gestalteten, zweigeschössigen Wohnhäusern untergebracht. Im Sommer 1797 richtete die Potsdamer Judenschaft ein Gesuch an den preußischen König, ihnen den Ankauf eines Grundstücks vor dem Brandenburger Tor zu gewähren. Verbunden war diese Bitte mit dem Wunsch, Friedrich Wilhelm II. möge ihnen, ähnlich der Synagoge, den Bau einer dort geplanten Judenherberge finanzieren. Dieses Gebäude sollte eine erste Anlaufstelle für Juden sein, die nach Potsdam kam. Allerdings kam es nicht zu diesem Bau, da die zuständige Kriegs- und Domänenkammer empfahl, dass sich die Juden die notwendigen Gelder schon selbst beschaffen müssten.

Nach den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 setze eine große Umbauwelle in der Brandenburger Straße ein. Durch Reparationsgelder wurden Abrisse und Aufstockungen zu mehrgeschössigen Häusern finanziert. Dies traf vor allem auf die Eckhäuser zu, die man nun oft mit Rokoko- und Zopfstilornamenten gestaltete. Ende des 19. Jahrhunderts wurden in alle Häuser Läden und Gaststätten eingebaut. Die Straße wandelte sich zu einem attraktiven Ort für das Potsdamer Bürgertum, zum Einkaufen und Flanieren. Christen und Juden führten ihre Geschäfte gleichermaßen nebeneinander. So gab es beispielsweise den Uhrmacher Louis L. Löwensohn in der Hausnummer 23, den Kaufmann Martin M. Flatow aus der Nr. 48, die Arztpraxis Dr. med. Bernhard Zielenziger in der Nr. 58 sowie jüdische Kleiderhändler, Bankiers, Buchhalter und Rechtsanwälte. Die Eröffnung des Warenhauses M. Hirsch bedeutete schließlich die Entwicklung zur wichtigsten Einkaufsstraße Potsdams. Nicht nur die Geschäftsinhaber selbst, sondern auch viele andere Potsdamer Juden lebten und wohnten hier inmitten der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft.

Doch begibt man sich heute in einen der ursprünglich jüdischen Läden und befragt die aktuellen Besitzer bzw. auch ihre Kunden, dann wissen die Wenigsten über die damaligen Verhältnisse Bescheid.

Literatur:

Julia Baumhauer: Die kleine Geschichte des Warenhauses Hirsch, hrsg. v. Heinrich-Böll-Stiftung, Potsdam 2011.

Maren Richter, Winfried Sträter: Potsdam. Der historische Reiseführer, Berlin 2015, S. 22f.

Quellen:

Adressbücher Potsdams 1844 bis 1937.

BLHA, Rep 19 Pdm, Nr. 2297, Bl. 16.

Internet:

Landeshauptstadt Potsdam: Leben in Potsdam, in: https://www.potsdam.de/content/brandenburger-strasse-3 (09.05.2019)

Berlin Stadtmagazin & Infoportal für Brandenburg: Brandenburger Straße in Potsdam, in: https://www.in-berlin-brandenburg.com/Brandenburg/Kreisfreie_Staedte/Potsdam/Freizeit/Ausflugstipps/Brandenburger-Strasse.html (09.05.2019)

Autoren: Leo v. Lobenstein, Johann Schramm

Beitragsbild: Johann Schramm