Bankhaus W. Kann

Das Bankhaus W. Kann befand sich in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 113 und gehörte zuletzt dem Bankier Wilhelm jun. Kann. Er entstammte einer Familie aus Eberswalde, die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Potsdam gezogen war. Die Bank wurde von dem Kaufmann Wilhelm sen. Kann gegründet.

Die Bank wurde 1876 von Julius Kann nach dem Tod seines Vaters übernommen. Julius lebte mit seiner Frau und sechs Kindern im Haus der Bank. Sohn Wilhelm Kann wurde am 17. November 1880 in Potsdam geboren. Er begann eine Ausbildung im Betrieb der Familie, brach sie aber ab und arbeitete anderswo als Bankier weiter. Im Jahre 1918 übernahm er jedoch das Bankgeschäft, da sein Vater in diesem Jahr starb.

Siegel Bankhaus Kann (C) Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

 

Zu Beginn der NS-Zeit musste das Bankhaus W. Kann schließen und wurde schon 1933 aus dem Handelsregister gestrichen. Aus diesem Grund übernahm Wilhelm Kann im gleichen Jahr viele unterschiedliche Handelsvertretungen. Das lag daran, dass ab 1937 die nationalsozialistischen Machthaber verstärkt gegen Juden vorgingen, und sie ab 1937 auch aus dem Wirtschaftsleben drängten.

Außerdem arbeitete Wilhelm Kann für die Potsdamer Synagogengemeinde und für die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Anfangs 1940 wurde er zum Vorstandsmitglied der immer weiter schrumpfenden Jüdischen Gemeinde Potsdams gewählt. Nach dem Tod des Vorstandsvorsitzenden John Gersmann übernahm er Mitte Januar 1942 außerdem die Funktion des Vertrauensmanns der zum Verein degradierten Gemeinde. Im Herbst 1943 wurden schließlich sein gesamtes Restvermögen und sein gesamter Besitz, darunter auch seine Dachgeschosswohnung, versteigert. Dies bekam Wilhelm Kann aber nicht mehr mit, weil er schon am 18. Juni 1943 als „Auswanderer“ polizeilich abgemeldet und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden war. Potsdam galt nach seiner Deportation als „judenrein“.

Am 3. Juli 2008 wurde für Wilhelm Kann an seinem letzten freiwillig gewählten Wohnort, ein Stolperstein verlegt.

Weitere Informationen und Quellen