Interview mit Martin Kujawa, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Jüdische Theologie / School of Jewish Theology

Was verbindet Sie mit dem Judentum?

Ich selbst bin zwar nicht Jude, habe aber hier in Potsdam Jüdische Studien studiert. Mir ist das Judentum als Religion sehr nahe und ich freue mich, daran mitwirken zu können, dass jüdisches Leben in Deutschland und Europa wieder wächst. Wir als Institut bilden Rabbinerinnen und Rabbiner, Kantorinnen und Kantoren für ganz Europa aus und haben Studenten von überall her. Mit einer Einrichtung in England sind wir eigentlich die Einzigen mit einer liberalen und konservativen Rabbinerausbildungsstätte.

Wieso findet diese Ausbildung gerade in Potsdam statt?

Berlin ist in Deutschland ein Zentrum des Judentums. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten dort aber noch viel mehr Juden. Berlin ist jedoch auch heute wieder die Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde. Deshalb hat es Sinn gemacht, die Ausbildungsstelle nicht auch noch in der Hauptstadt, sondern in ihrer Nähe einzurichten. Und Potsdam hat dann zugestimmt.

Welche Aufgabenfelder bedienen Sie und wie ist Ihr Tagesablauf?

Am Institut bin ich für die Koordination verantwortlich, also für administrative Dinge. Ich kümmere mich um die Lehrpläne, Studienpläne, versuche Gelder für Projekte zu beschaffen. Außerdem betreue ich Gäste und versuche den Studiengang bekannt zu machen. Von meinem Büro aus beantworte ich Fragen von Studierenden oder Lehrkräften, antworte auf viele Emails. So ähnlich ist dann auch mein Tagesablauf.

Welche Ziele oder Projekte haben und planen Sie für die Zukunft?

Zurzeit organisiere ich eine Sommerschule, an der auch Interessierte teilnehmen können, die nicht am Institut studieren. Hierbei handelt es sich um einen Sprachkurs zum Erlernen von Hebräisch: also Bibelhebräisch um zum Beispiel die Bibel im Original zu lesen und Neuhebräisch um Literatur zu lesen, die man für das Studium braucht. Ich hoffe, auf diese Weise mehr Studierende zu gewinnen und das Institut auch für alle Potsdamer Interessierte zu öffnen. Denn zurzeit kommt fast niemand auf die Idee, jüdische Theologie zu studieren. Um diesen Studiengang etwas bekannter machen, wollen wir auch mit anderen Universitäten enger zusammenarbeiten. Aktuell versuchen wir, mit einer Universität in Kiew (Ukraine) eine Kooperation zu organisieren.

Wie kann man denn als Potsdamer*in das Wirken Ihrer Institution bemerken?

Erstmal haben wir natürlich eine Internetseite mit Informationen über die Jüdische Theologie. Außerdem legen wir Flyer aus. Um uns bekannt zu machen, führen wir verschiedene Veranstaltungen durch. Wir versuchen, hierzu auch Potsdamer*innen einzuladen.

Wie erfolgt die Finanzierung Ihrer Projekte?

Der Studiengang wird größtenteils durch das Land Brandenburg finanziert. Aber bei Projekten wie der Sommerschule müssen wir Stiftungen anfragen, ob sie uns dafür Gelder geben. Ein Beispiel hierfür ist die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit oder auch die Leo Baeck Foundation, mit der wir bei der Sommerschule zusammenarbeiten.

Warum gibt es Institute wie Ihres und warum ist es so wichtig, dass diese etabliert werden?

In einigen Universitäten in Deutschland gibt es das Fach Jüdische Studien. Das umfasst jüdische Kultur, Literatur, Geschichte und auch Religion. Danach kann man zum Beispiel in einem jüdischen Museum arbeiten. Jüdische Theologie gibt es hingegen nur hier und es reicht auch, weil es nicht mehr so viele jüdische Gemeinden und Juden in Europa gibt. Deswegen braucht man auch nicht so viele Rabbinerinnen und Rabbiner. Dafür reichen eigentlich 20 bis 30 Studentinnen und Studenten. Somit braucht man auch nicht so viele Institute für liberale und konservative Gemeinden. Wir sind glücklich, hier in Potsdam zu sein. Denn es gibt hier und natürlich auch in Berlin viele jüdische Orte, mit denen wir zusammenarbeiten.

Beitragsbild: Katharina Pregla