Jüdischer Friedhof

Josef Jakob Büchner

Am 28. Oktober 1743 eröffnete die Jüdische Gemeinde in Potsdam drei Jahre nach ihrer Gründung mit Genehmigung der Behörden ihren Friedhof am damaligen Eichberg. Diese natürliche Erhebung nannte man fortan Judenberg. Für die Potsdamer Juden bedeutete dies weniger Aufwand, die Toten zu begraben. Denn zuvor mussten sie ihre Verstorbenen zur Bestattung nach Berlin bringen.

Ab 1801 ersetzte eine Mauer den vorherigen Zaun, der stets zu Streit mit den angrenzenden Nachbarn geführt hatte. Erst 16 Jahre danach erhielt der Hügel den Namen Pfingstberg. 1874, 1910 und 1920 musste der Friedhof aufgrund von Platzmangel erweitert werden. Eine ebenfalls 1801 errichtete Trauerhalle wich 1856 und 1881 zwei größeren Neubauten. Auf dem Gelände der Erweiterung von 1910 bauten die Architekten Börnstein & Kopp die noch heute bestehende große Trauerhalle und das Gärtnerhaus im Eingangsbereich.

1938 plünderten NS-Angehörige die Trauerhalle und verübten einen Brandanschlag auf das Gärtnerhaus. Der damalige Friedhofsgärtner konnte schlimmeres verhindern. Im Jahr 1940 demontierte man als „Reichsmetallspende“ alle Metallteile von Gräbern und Grabanlagen. Zu dieser Zeit wurden zwar noch einzelne Bestattungen vorgenommen, jedoch ab 1942 keine Grabsteine mehr gesetzt. 1944 später sollte der Friedhof an die Stadt Potsdam zwangsverkauft werden. Dieser Plan wurde allerdings wegen des Kriegsverlaufes und des bürokratischen Aufwandes nicht umgesetzt. Der Friedhof blieb laut Grundbuch im Eigentum der Jüdischen Gemeinde Potsdam.

Nach dem Krieg übernahm die städtische Friedhofsverwaltung Potsdams die Pflege des verwaisten Friedhofes, da die jüdische Gemeinde nicht mehr existierte. Im Januar 1977 stellte die Stadt den Friedhof unter Denkmalschutz. Trotzdem verwahrloste er, die Trauerhalle wurde gar als Möbellager zweckentfremdet und damit entweiht. Seit 1999 gehört der jüdische Friedhof Potsdam mit seinen 532 historischen Grabsteinen und Grabanlagen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Leider kam es auch in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu Schändungen des Friedhofes und der Grabanlagen. So wurde am 7. Januar 2001 ein Brandanschlag auf die Trauerhalle verübt und die Tür beschädigt. Der Potsdamer Holocaust-Überlebende John Gersman gründete daraufhin eine nach ihm benannte Stiftung, die sich der Pflege des Friedhofes verpflichtet fühlt.

Insgesamt wurden auf dem jüdischen Friedhof am Pfingstberg mehr als 900 Menschen beerdigt. Der älteste Grabstein erinnert an Frau Edel, Gattin des Hirsch, die schon vor der Eröffnung des Friedhofs starb und wahrscheinlich umgebettet wurde. Aus dem 18. Jahrhundert stehen heute noch 76 Grabsteine, aus dem 19. Jahrhundert ungefähr 330 und aus dem 20. Jahrhundert ungefähr 280 Grabanlagen. Die Zahl der seit Beginn der 1990er Jahre angelegten Grabstellen füllt inzwischen drei Felder.

Wenn man auf dem Friedhof steht, erkennt man sehr gut die Anordnung der Grabmäler. Sie sind in mehrere Grabfelder unterteilt. Auf dem vorderen Teil befinden sich die neueren Gräber seit den 1990er Jahren. Im mittleren Teil sieht man die ältesten Grabanlagen aus dem 18. Jahrhundert. Daneben, ein wenig abgeschottet von den anderen Gräbern, liegen Verstorbene der Familie Mager. Sie waren zwar Christen, hatten aber seit den 1870er Jahren für den Friedhof und dessen Wohl gesorgt. Hangaufwärts schließt sich ein großes Feld für gestorbene Kinder an. Im hinteren Teil des Friedhofs erstrecken sich die Gräber aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Eine von 38 Wandgrabanlagen reicher, jüdischer Familien gestützte Mauer umgrenzt das Friedhofsgelände in diesem Bereich. An der westlichen Seite gibt es außerdem eine Ehrenreihe für Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die sich in der Gemeinde und in der Stadt Potsdam engagierten. Schräg hinter der Trauerhalle liegt das ab 1930 belegte Grabfeld, auf dem auch ein großer Gedenkstein in Erinnerung an die ermordeten und vertriebenen Potsdamer Juden steht.

Literatur:

Vereinigung für Jüdische Studien e. V. (Hrsg.), in Redaktion von Anke Geißler-Grünberg: Spurensuche auf dem jüdischen Friedhof Potsdam. Eine Handreichung für den Unterricht, Potsdam ²2016.

Wolfgang Weißleder: Der Gute Ort – Jüdische Friedhöfe im Land Brandenburg, hrsg. v. Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam e.V., Potsdam 2002.

Internet:

Jüdische Friedhöfe in Brandenburg, in: https://www.uni-potsdam.de/juedische-friedhoefe/friedhof-potsdam.html/ (02.04.2019)

Beitragsbild: Jüdischer Friedhof (um 1912) Foto: Unbekannt (C) Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Beitragsbild Kurzfassung: Josef Jakob Büchner