Palais Barberini

Johann Augustin Starke

Das Palais Barberini entstand 1771/72 im Auftrag von Friedrich dem Großen nach den Entwürfen der Architekten Georg Christian Unger und Carl Gontard am Neuen Markt in Potsdam. Das Gebäude war vom italienischen Palazzo Barberini inspiriert, der von 1627 bis 1638 in Rom gebaut wurde. Daher stammte auch der Name des Potsdamer Baus und nicht, wie man früher vermutete, von der Tänzerin Barberina, die zu Zeiten von Friedrich des Großen sehr bekannt und berühmt war.

Das Palais Barberini war jedoch keine Kopie; ein Unterschied waren zum Beispiel die Zwischengeschosse für eine gute Raumnutzung, die für Potsdamer Bürgerhäuser typisch waren. Nach dem Abschluss des Baus bildete es zusammen mit der Nikolaikirche und dem Alten Rathaus lange Zeit das Zentrum der Stadt.

Zwischen 1847 und 1851 ließ Friedrich IV. das Palais Barberini zu einem Gebäude für Kunst und Wissenschaft um- und ausbauen, da er es in seine Pläne zur Verschönerung von Potsdam mit einbezogen hatte. Der König selbst zahlte 80.000 Taler; weitere Sponsoren waren die Maurermeister Heinrich Zech und Adolph Wilhelm Hecker. Nach den Bauplänen des Architekten Ludwig Persius wurden zwei rückwärtige Seitenflügel errichtet, welche Wohnraum schufen und einen Hof bildeten, der über die neue Säulenhalle erreichbar war. Außerdem erhielten die beiden oberen Geschosse des Mittelbaus Säle, in denen kulturelle Vereine, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet hatten, ein langfristiges Nutzungsrecht erhielten. Einige Beispiele dafür sind der Kunstverein, der St. Lucas-Verein, die literarische Gesellschaft und die philharmonische Gesellschaft.

Auch die Jüdische Gemeinde zu Potsdam hielt im Palais Barberini manchmal ihre Gottesdienste, da es in ihrer Synagoge nur 125 Männerplätze und 148 Frauenplätze gab. Insbesondere zu den hohen jüdischen Feiertagen wie Rosh Hashana und Yom Kippur reichte hier der Platz nie für alle Besucher der Gottesdienste. Ein Brief des Vorsitzenden des Centralvorstandes der am Palais Barberini beteiligten Vereine an den Vorstand der Synagogen-Gemeinde vom 27. März 1883 besagte zum Beispiel, dass das Central-Comité der am Palais Barberini beteiligten Vereine entschieden hat, dass das Aufbewahren von Betpulten im oberen Zimmer nur gegen Zahlung einer erhöhten Miete von 20 Mark jährlich gestattet ist. Ein anderer Brief besagte, dass die Jüdische Gemeinde vom 1. bis 3. Oktober, sowie am 10. und 11. Oktober den großen Saal für eine Mietentschädigung von 20 Mark nutzen darf.

Andere Vereine boten der Öffentlichkeit ein breites Angebot an Veranstaltungen, zum Beispiel Ausstellungen und Kunstverlosungen des Kunstvereins, Lesungen der Literarischen Gesellschaft, Zeichen- und Malunterricht des St. Lucas-Verein und Konzerte der Musikvereine. Durch diese Veranstaltungen waren manchmal große Künstler wie die Pianistin Clara Schuhmann oder der Komponist und Dirigent Wilhelm Furtwängler Gäste. Doch die Säle konnten am Ende des 19. Jahrhundert wegen baulicher Mängel nicht mehr genutzt werden. Die weiteren Räume nutzte man bis ins frühe 20. Jahrhundert als Mietwohnungen.

1910 berichtet die Potsdamer Tageszeitung, dass der Konzertsaal im Palais Barberini mit einer elektrischen Lichtanlage versehen worden war, um hier ein Kino zu eröffnen. In diesem zeigte man unter anderem die Wochenschau und Kurzfilme. Die Stummfilme wurden meistens von einem Pianisten begleitet. In anderen Räumen betrieben Künstler ein Atelier und es gab eine Mal- und Zeichenschule. Auch lockte ein Restaurant die Besucher dieser Zeit.

1912 fand im Barberini eine Gedenkfeier zum 200. Geburtstag von Friedrich II. statt. Im selben Jahr kaufte die Stadt Potsdam das Gebäude für 350.000 Mark, um das Platzproblem im benachbarten Rathaus (dem heutigen Potsdam-Museum) zu lösen. Ein Jahr später zogen die ersten städtischen Verwaltungseinrichtungen ein, zum Beispiel das Standesamt, das Verkehrsamt und der Verkehrsverein. Im Ersten Weltkrieg waren dort auch Militäreinheiten und die Kriegsfürsorgestelle untergebracht, die Lebensmittelmarken und Unterstützungen an Potsdamerinnen und Potsdamer verteilte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde eine Veränderung der Hofseite vorgenommen und eine Fußgängerbrücke zur Freundschaftsinsel angelegt. Andere Bauvorhaben setzte man erst Ende der 1930er Jahr durch. In der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg diente das Palais als Stadtbücherei, Jugendherberge, Wirtschaftsamt und vielem mehr. Aber den Vereinen, denen man noch um 1850 ein Nutzungsrecht gestattet hatte, entzog man es nun wieder. Im Zweiten Weltkrieg wurden im Barberini Luftschutzräume eingerichtet und Originalpläne von Anlagen und Bauten der Stadt gelagert. Der Bombenangriff der britischen Royal Air Force auf Potsdam am 14. April 1945 zerstörte das Palais Barberini fast vollständig. Die zurück gebliebene Ruine wurde später gesprengt. Zurück blieb ein leerer Platz.

Im Jahr 2005 beschloss die Stadtverordnetenversammlung Potsdams den Wiederaufbau des Barberini; finanziert wurde er durch das Hasso-Plattner-Institut. Das Architekturbüro Hilmer & Sattler und Albrecht erhielt den Auftrag zur Ausführung und 2013 begann der Bau. 2015 beendete man den Rohbau und 2016 war das rekonstruierte Gebäude fertig. Am 23. Januar 2017 eröffnete das Kunstmuseums Barberini. Heute ist es ein bekanntes Museum und wird von vielen Leuten besucht.

Literatur:

Tobias Büloff: Palais Barberini. Geschichten eines Hauses. Museum Barberini, Potsdam, 2017.

Quellen:

CJA, Po 4 Nr. 6 # 6079 Bl. 49 u. Bl. 103.

Internet:

Museum Barberini: Palais Barberini. Geschichten eines Hauses, in: https://www.museum-barberini.com/geschichte/#headline-modul-large-palais-barberini.-dokumentation (04.04.2019)

Schälerbau Berlin: Wiederaufbau Museum Barberini, in http://schälerbau.de/projekte/Museum-Barberini.html (04.04.2019)

Bauwelt: Palais Barberini in Potsdam, in: https://www.bauwelt.de/themen/bauten/Potsdam-Palais-Barberini-Hilmer-Sattler-Albrecht-2886236.html (04.04.2019)

Beitragsbild: Alter Markt mit Palast Barberini (1907) Foto: Ernst Eichgrün (C) Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Beitragsbild Kurzfassung: Johann Augustin Starke